Heute, liebe Mitseniorende in actu et in spe, wollen wir uns des Themas des gesunden Alterns einmal mehr so von der philosophisch-gebüldeten Seite her annehmen. Es war Plinius (der Jüngere!), der bereits im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung schrieb: «Deshalb möge jeder als Heilmittel seines Gemüts zuallererst den Gedanken anerkennen, dass unter allen Gütern, welche die Natur dem Menschen beschert hat, keines wertvoller ist als ein zeitiger Tod.» Noch radikaler hatte es zuvor der römische Volksmund formuliert: Optimum est non nasci. Am besten ist es, nicht geboren zu werden. «Aber», so hat wiederum ein von Sigmund Freud zitierter Witzbold des frühen 20. Jahrhunderts hinzugefügt, «unter 100’000 Menschen passiert dies kaum einem.» In diesem Scherz steckt unzweifelhaft eine tiefe Wahrheit. Und so kommt es, dass wir uns heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, mit der Frage auseinandersetzen müssen, wie wir es schaffen, auf möglichst gesunde Weise unserem unausweichlichen Ende entgegenzuleben. Glaubte man noch in meiner Jugend felsenfest an die Wunderwirkung des linksdrehenden Kefirs, der täglich zerkauten Knoblauchzehe und mässigem aber regelmässigem Rotweinkonsum (die drei Geheimnisse der griechischen Hundertjährigen!), so setzen wir Heutigen inzwischen eher auf körperliche Aktivität, ungesättigte Fettsäuren und ungefettete Sättigungsbeilagen, auf zwei Sudokus täglich sowie auf regelmässig praktizierte Alterssexualität. Was will man mehr verlangen vom Leben im Herbst desselben? «Ich verlange von einer Stadt, in der ich leben soll», schrieb der Wiener Satiriker Karl Kraus, «Asphalt, Straßenspülung, Haustorschlüssel, Luftheizung, Warmwasserleitung. Gemütlich bin ich selbst.» Für ein gemütliches Altern kämen allenfalls noch ein Treppenlift und ein barrierefreies Badezimmer zusätzlich auf meine bucking list.